top of page
  • Facebook
  • Twitter
  • Instagram

Veras Blog

Über mich

Warum schreibe ich? Nun, in erster Linie wahrscheinlich für mich, weil ich manchmal einfach das Gefühl habe, zu platzen mit all den Gedanken und Erfahrungen und Empfindungen, die ich mit niemandem wirklich teilen kann.

Es ist jetzt aber nicht so, dass ich meine, mich mitteilen zu müssen. Ich bin eigentlich eher der schweigsame Typ, ich habe schon meine Mutter früher immer wahnsinnig gemacht, weil ich nie etwas aus der Schule erzählt habe. Ich mache die Dinge lieber mit mir aus. Zum Teil auch deshalb, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es nicht viele Menschen gibt, die wirklich verstehen und nachvollziehen können, was ich ihnen da erzähle. Und ich möchte niemandem zur Last fallen, das ist auch ein Teil der Geschichte, um die es hier geht ...

Vor allem aber schreibe ich dieses jetzt, weil ich glaube, dass ich etwas mitzuteilen habe. Ich glaube, dass es Menschen gibt, denen es ähnlich geht wie mir und die sich deshalb vielleicht falsch fühlen oder unverstanden oder glauben, es "einfach nicht zu bringen" in der heutigen Welt.

Über Hochsensibilität ist schon viel geschrieben worden, es gibt Ratgeber, es gibt Workshops, und sehr vieles ist auch sehr hilfreich. Es ist auch für mich hilfreich gewesen.

Dennoch weiß ich, dass es in meinem Fall um mehr geht. Ich bin das, was man eine hochsensible Empathin nennt - ja, die Übergänge sind fließend. Ich nehme nicht nur jegliche Reize überdeutlich wahr, werde durch Geräusche, Gerüche, Sinnesreize jeglicher Art teilweise dermaßen aus dem Konzept gebracht, dass ich plötzlich einfach nur noch mich im Bett verkriechen möchte und die Decke über den Kopf ziehen ....

Nein, was ein viel größeres Thema ist, das ist meine Empathie. Empathie, ja, das haben viele Menschen, im landläufigen Sinne. Doch worin ich mich von den vielen Menschen unterscheide ist die Tatsache, dass ich Gefühlslagen, auch Traumata, Blockaden, unausgelebte Wünsche und was nicht noch alles des Gegenübers konkret wahrnehme. Nicht immer kann ich den Wust, der mir entgegenschlägt, ordnen. Doch ankommen tut es.

 

Ich kenne viele Techniken, mich abzugrenzen, bei mir zu bleiben, mich zu regenerieren. Aber ja, ich brauche sie alle. Ich brauche sie. Und wenn ich da sitze und vor mich hin starre und mir die Tränen die Wangen hinunterlaufen, nein, dann bin ich nicht depressiv, dann stelle ich mich auch nicht an, ich bin nicht krank und womöglich nicht mal übermüdet, einfach nur völlig überladen von Reizen und Emotionen und Stimmungen und ... ja, und brauche einfach nur eine Umarmung und ein bisschen Stille und Alleinsein und dann werde ich wieder die lebenslustige, fröhliche Frau sein, die ich bin.

Ich weiß, dass es schwer ist, damit umzugehen. Für jeden. Am allermeisten jedoch für mich. Ich kann beim Gang durch ein Kaufhaus oben in fast euphorischer Stimmung sein und unten plötzlich tieftraurig. Nicht, weil das in mir so ist, sondern weil es das ist, was ich von Menschen wahrnehme.

Ich schreibe das nicht, weil ich mich beklagen möchte. Ich bin froh über diese Gabe. Ich stelle es mir auch schwierig vor, durchs Leben zu gehen, ohne zu wissen, was die anderen von einem halten, ohne in jeglicher Situation sofort intuitiv gegensteuern zu können, wenn sich jemand missverstanden oder abgelehnt fühlt. Ich komme zwischenmenschlich fast nie in unangenehme Situationen, weil ich einfach erfasse, was mein Gegenüber braucht, um sich wohlfühlen zu können.

Das ist schön. Und es ist sehr hilfreich für meine Arbeit. Doch es ist eben auch Arbeit, die ich mache, auch dann, wenn ich nicht dafür bezahlt werde. Es ist das, was ich immer mache, weil ich Menschen helfen will, weil ich nicht anders kann und auch, weil ich die Harmonie für mich brauche. Denn, wie gesagt, jegliche Störung der Stimmung nehme ich als störend wahr, manchmal so extrem, dass mir sämtliche Kraft zu schwinden scheint, als hätte man einfach einen Stöpsel gezogen. Auf der anderen Seite geht es mir unwahrscheinlich gut, wenn ich echte Freude und Dankbarkeit von meinem Gegenüber spüren kann.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wenn wir alle so empfinden würden wie ich, niemand mehr auf die Idee käme, andere Menschen derart zu verletzen wie es doch allzu oft geschieht. Insofern braucht die Menschheit uns zart empfindende Menschengeister!

Aber begreift ihr, wie schwer es für jemanden wie mich ist, mit all dem, was in der Welt geschieht, umzugehen? Mir wird gesagt, ich sei ja allzu sensibel, allzu zart besaitet, schwach, aber ich bin einfach nur so, dass ich das alles direkt wahrnehme ... Um darin trotzdem den Lebensmut zu bewahren und weiter auf die Menschen zuzugehen, benötigt es Stärke.

Es ist schwer für mich, jetzt das alles zu schreiben.

Nun, vor allem wird es schwer sein, jemanden auf diese Seite hinzuweisen. Weniger, weil ich nicht möchte, dass Menschen diese Dinge von mir wissen als vielmehr, weil ich nicht im Mittelpunkt stehen möchte. Ich möchte nicht, dass Menschen über mich lesen, über mich sprechen, sich mit mir beschäftigen. Warum? Weil ich eben das auch spüren kann und es mir unangenehm ist.

 

Im Grunde möchte ich am liebsten einfach nur ein bisschen vor mich hin leben, Menschen Gutes tun und ansonsten in Ruhe gelassen werden. Mein Leben zeigt mir, dass ich an einem Punkt bin, wo das nicht mehr reicht. Es ist an der Zeit, sichtbar zu werden. Das weiß ich, dennoch widerstrebt es mir. Ich will es nicht. Aber Menschen mit Gaben wie ich sie erhalten habe, haben das Zeug, die Welt zu verändern und das ist dringend nötig. Verändern tun wir sie aber nicht, wenn wir zu feige sind, zu sagen, was wir zu sagen haben!

 

Wovor habe ich Angst? Nun, ich erlebe mich als Teil des Ganzen in einer Weise, die mir bewusst macht, dass jeder Schritt, den ich gehe, ein Echo nach sich zieht. Und ich nehme dieses Echo wahr. Wenn ich mich groß mache und meine Bedürfnisse äußere, dann enttäusche oder frustriere ich möglicherweise jemand anderes. Dann riskiere ich, dass Menschen sich über mich lustig machen und über mich reden. Das allein wäre noch nicht so schlimm. Aber ich möchte es nicht spüren. Ich möchte in Ruhe gelassen werden und ich möchte Harmonie, in meinem kleinen Kokon leben und einfach nur ein bisschen Liebe verteilen. Aber so funktioniert das hier nicht. Und das kann auch nicht meine Lebensaufgabe sein. Manchmal bergen die Dinge, vor denen wir die größte Angst haben, auch die größten Chancen.

Wir machen uns zum Opfer, wenn wir untätig bleiben. Wir können niemandem vorwerfen, unsere Bedürfnisse und Grenzen nicht gewahrt zu haben, wenn wir sie nicht geäußert haben. Wir können von niemandem verlangen, uns zu lieben, wenn wir es selbst nicht tun.

Ein ruhiges, beschauliches Leben hätte ich vermutlich führen können, wenn ich nach meiner Trennung einfach Single geblieben wäre. Wisst ihr was? Ich wollte es sogar. Natürlich sehnte ich mich nach Nähe, aber ich spürte ganz genau, dass sich mein Leben von Grund auf ändern würde. Und das wollte ich zu dem Zeitpunkt nicht. Ich wollte nicht "in die Welt gehen". Ich wusste nicht, was genau geschehen würde, aber ich wusste, dass ich diesen Schritt gehen musste, dass es jetzt an der Zeit war. Und ich lernte meinen jetzigen Partner kennen und wurde schwanger.

Mutter zu werden ist eine sehr tiefgreifende Erfahrung. Das ist jetzt nicht wirklich neu, klingt auch eher banal, aber niemand weiß vorher, was es wirklich bedeutet. Mutter zu werden bedeutet, dass sich alles, wirklich alles ändert. Dein ganzes Leben steht mit einem Mal in Bezug zu deiner Mutterschaft. Und das bleibt auch so. Dafür musst du keine Helikopter-Mutter, Rasenmäher-Mutter oder was auch immer sein. Es reicht, einfach Mutter zu sein, die ihr Kind liebt. Denn die Liebe zum Kind wird immer eine andere sein als die zum Partner. Als ich meine Tochter in Armen hielt, war es für mich wie ein Stück meines Herzens, das zu mir zurückgekehrt war, ein Stück, von dem ich nicht wusste, dass ich es verloren hatte. Deshalb sage ich auch, ich wäre nicht unglücklich gewesen ohne Kind. Ich wäre unter Umständen sogar ziemlich glücklich geworden. Aber ich hätte ja auch nicht gewusst, was mir fehlt.

Nun ist es so, dass Mutter zu werden und Mutter zu sein schon für eine Frau ohne ausgeprägte Sensibilität eine enorme Herausforderung darstellt. Für jemanden wie mich bedeutete es eine absolute fundamentale Grenzerfahrung.

Zuvor hatte ich mich gut in meinem Leben eingerichtet, nahm mir die Zeit, die ich für mich brauchte, ließ Dinge liegen, wenn es mir nicht gut ging, machte alles in meinem Tempo und eine Sache zur Zeit. Ich machte jeden Morgen meinen Waldspaziergang, aß, was ich mochte und wann ich es mochte, machte Sport, wenn mir danach war und traf mich mit Menschen, wenn ich Menschen treffen wollte. Ich schlief gemütliche acht Stunden am Stück durch (herrlich!) und machte mir entspannte Morgende. Ich war relativ stolz darauf, wie gut ich meine eigenen Bedürfnisse beachtete und wie sehr ich in Frieden mit mir war. Naja, aber ganz ehrlich: Als Single ohne Kind ist das auch keine wahnsinnige Kunst. Als Mutter sieht das schon wieder ganz anders aus ...

Als Mutter fühlt man sich zunächst einmal ziemlich fremdbestimmt. Das ist kein Wunder, da man einfach auch fremdbestimmt IST. Wenn das Baby Hunger hat, dann hat es Hunger. Punkt. Es ist dem Baby herzlich egal, ob ich nun gerade erst eingeschlafen bin, vielleicht krank bin, traurig oder übermüdet, ob ich nun Lust habe, es zu stillen oder nicht. Es schreit. Und das ist das gute Recht dieses kleinen Menschleins.

Ja, hm, da ist man so wunderbar selbstbestimmt und bedürfnisorientiert geworden und dann sowas. Bedürfnisorientiert ist man immer noch - nur orientiert man sich nicht mehr an den eigenen Bedürfnissen.

Je älter das Kind wird, desto mehr eigene Bedürfnisse können wieder ausgelebt werden, aber zunächst mal ist damit Schluss. Auch das ist nicht überraschend, genaugenommen ist es allgemein bekannt.

Ich kann auch jede Frau verstehen, die genau das nicht will und sich deshalb gegen ein Kind entscheidet. Dennoch ist und bleibt ein Kind einfach ein wundervolles und wahnsinnig sinnstiftendes Geschenk. Für einen Menschen wie mich ist es das Großartigste, sich um ein Menschlein kümmern zu können, die Mama zu sein, darin wirklich einzigartig zu sein und dieses kleine Wesen einfach nicht "zu viel lieben" zu können. Ein Baby sagt einem nicht, dass das nun eine Umarmung und vielleicht ein rührseliges Wort zu viel war. Einem Baby fällt es nicht schwer, mit der überbordenden Liebe der Mutter zurecht zu kommen. Denn, wie gesagt, bei mir ist alles etwas tiefer, etwas intensiver, ganz oder gar nicht. Passenderweise habe ich eine kleine Tochter bekommen, die sehr kuschelbedürftig ist und die Nähe sucht. Ja, ich bin bestimmt eher eine Kuschel-knuddel-Mädchenmama ...

Aber, ja, Mutter sein ist auch Leben am Limit. Ich habe gelernt, mit meiner starken Sensibilität zurecht zu kommen, mich in den entsprechenden Momenten zurück zu ziehen, meinen Ruheraum zu suchen, um dann wieder gerecht und liebevoll sein zu können.

Als Mutter geht das einfach nicht immer. Das ist eine große Herausforderung. Ich denke, jede Mutter oder zumindest die meisten möchten einfach eine gute Mutter sein - liebevoll, geduldig, raumgebend, Grenzen setzend, wo es nötig ist, aber stets gerecht. Hinzu kommen dann noch andere Schwerpunkte, die jede Mutter ihrer eigenen Persönlichkeit entsprechend in der Erziehung setzt.

Tatsache ist: Es ist einfach nicht alles so umsetzbar. Vielleicht gibt es Mütter, die ihren Ansprüchen gerecht werden, die allermeisten scheitern aber an irgendeinem Punkt. Manchmal erfordert es einfach nur ein Umdenken und Hinterfragen des eigenen Wegs. Manchmal bedeutet es aber auch, sich selbst einzugestehen, dass man mit der Schwangerschaft nicht plötzlich zu einer Art Superheldin mutiert ist, sondern die gleichen Stärken und Schwächen behalten hat, die man vorher bereits hatte.

 

Für mich bedeutet es, mir einzugestehen, dass meine Geduld nicht endlos ist und ich nicht alles schaffen kann, was ich schaffen möchte. Ja, manchmal bin ich gereizt und ungerecht. Natürlich versuche ich das sofort wieder gutzumachen, wenn es mir auffällt. Aber ja, manchmal möchte ich auch am Abend einfach meinen "Feierabend" haben und mir müde wie ich bin nicht noch eine Geschichte aus den Fingern saugen müssen, nachdem das Kind eigentlich schon den Eindruck machte zu schlafen ... Gut, klar, ich mache es dann trotzdem, wenn sie es sich so sehr wünscht, aber nicht so liebevoll, wie es sein sollte.

Manchmal bin ich am Morgen zu ungeduldig und hektisch, weil die Zeit drängt.

Manchmal bin ich mittags nach der Arbeit k.o. und mag mich einfach nicht so ausführlich mit meinem Kind beschäftigen.

Das sind alles Dinge, mit denen man als Mutter leben muss, mit denen ich leben muss, die ich trotzdem jeden Tag versuche, zu einer besseren Version meiner selbst zu werden, als Mensch und als Mutter. Aber manches geht eben auch nicht.

Doch ich beginne zu begreifen, dass ich etwas für mich tun muss, um mich entwickeln zu können, ich muss mir einen Freiraum schaffen, um ich selbst sein zu können, mehr aktiv werden als stets nur reaktiv zu sein.

Ich warte viel zu sehr darauf, dass sich die Umstände verändern, als selbst eine Änderung herbeizuführen.

 

Das möchte ich meinem Kind nicht vorleben. Ich möchte ihr zeigen, dass es richtig und wichtig ist, einen eigenen Weg zu gehen und ihn nicht aus den Augen zu verlieren.

Dass es in Ordnung ist, Wünsche zu haben und sie auch zu äußern.

Dass es nicht immer heißen darf, erst alle anderen ...

Deshalb finde ich es auch in Ordnung, wenn mein Kind lernt, dass Mama vielleicht auch mal nicht kann oder nicht will. Es kann nicht unsere Aufgabe als Mutter sein, uns selbst aufzugeben, denn unser Kind braucht uns ja als lebendiges Vorbild, nicht als dauererschöpftes Muttertier. Da die richtige Balance zu finden und sich selbst auch Gehör zu verschaffen, auch vor allem vor sich selber, das ist gar nicht so einfach.

Als Mutter fühlt man sich ja grundsätzlich für alles, was das Kind betrifft, verantwortlich. Also ich zumindest. Den Männern geht es irgendwie nicht so. Die verabschieden sich und sind "dann mal weg", unsereins überlegt ewig, ob das denn jetzt machbar ist, ob das Kind damit zurecht kommt, es dem Partner zuzumuten ist und was für Vorbereitungen getroffen werden müssen ...

Wenn es euch nicht so geht, Glückwunsch! Mir fällt es in jedem Fall wahnsinnig schwer, mir diesen Freiraum einfach zu nehmen, ohne schlechtes Gewissen. Vor allem ihn mir von mir aus zu nehmen.

Schreiben am Wasser
Sonnenaufgang

© 2023 by Site Name. Proudly created with Wix.com

bottom of page