
Bedürfnisse
Hochsensibel und hochbedürftig?
Thema Bedürfnisse, Thema Wünsche ...
Es ist jetzt nicht so, dass ich der Meinung bin, keine Wünsche haben zu dürfen oder mich selbst kasteien zu müssen, um etwas wert zu sein. Ja, gut, das Thema, nur geliebt zu werden, wenn man etwas leistet, das ist schon da. So bin ich erzogen worden. Aber das Hauptproblem ist ein anderes, und das kennen bestimmt diejenigen von euch, die ähnlich empathisch sind wie ich.
Das Problem bei der Bedürfnisäußerung ist vor allem, dass ich ja die Wünsche und Bedürfnisse meines Gegenübers sehe und Verständnis habe für seine Lage. Und weil ich das erkennen kann, sehe ich mich auch in einer erhöhten Verantwortung, dem Rechnung zu tragen. Das ist auch schön und gut, aber wo bleibe ich dabei?
Es ist ja ein Irrglaube, stets Rücksicht nehmen zu müssen und es selbst einfach besser tragen zu können als die anderen. Das ist Unsinn. Aber den Weg zu finden zwischen völliger Hinwendung zum Nächsten (und dabei Übertretung der eigenen Grenzen) und völligem Rückzug aus Überforderung, das ist gar nicht so leicht.
Ich bin gut darin, mich anzupassen, das ist bestimmt eine hilfreiche Eigenschaft. Aber es kann einem auch ziemlich im Weg stehen. Wenn ich doch irgendwie zurecht komme mit den Umständen, wie sie sind, tue ich weniger dafür, dass die Umstände so werden, dass es mir wirklich gut darin geht.
Und sollte das nicht mein Ziel sein? Dass es mir gut geht? Meine Fähigkeiten einsetzen kann ich doch vor allem dann, wenn es mir gut geht.
Das ist mir alles klar und dennoch scheitere ich immer wieder an diesem Punkt. Ich verliere aus den Augen, was es heißt, sich wirklich wohl zu fühlen, weil ich aus jeder Situation das Beste mache.
Aber im Leben geht es ja nicht nur darum, zurecht zu kommen mit dem, was ist.
Ich bin davon überzeugt, dass wir Träume brauchen, Hoffnung, Visionen, weil sich nichts ändert, wenn wir nur stumpf hinnehmen, was passiert. Es geht dabei nicht darum, nun zum Menschenrechtsaktivisten oder was auch immer zu werden.
Es geht darum, die eigene innere Einstellung zu ändern, einfach in keiner Hinsicht mehr Opfer zu sein oder sich als solches zu fühlen. Ich fühle mich nicht als Opfer, aber ich gebe mich oft mit weniger zufrieden, als ich eigentlich bekommen könnte.
Dabei geht es nicht um Egoismus, sondern um den persönlichen Wohlfühlfaktor, für den nur ich allein zuständig bin. Und ja, manchmal heißt es, dass jemand anders vielleicht einen Unwohlseinsmoment erlebt. Tue ich selbst ja auch, wenn ich mich auf seine Wünsche einlasse. Wichtig ist, dass es immer im Fluss und im Ausgleich ist. Es darf nicht einer nur geben und nicht nehmen und umgekehrt darf es auch nicht sein. Jeder Mensch darf Rücksicht nehmen und aber auch erwarten, dass mal in einer anderen Situation Rücksicht auf ihn genommen wird. Das macht das Miteinander lebendig und menschlich. Und dafür ist jeder Mensch selbst verantwortlich.
Es ist wichtig, dass wir alle in die Eigenverantwortung kommen, sie erkennen und sie wahrnehmen. Und es ist das, was ich meinem Kind vermitteln möchte.
Für deine Taten bist du selbst verantwortlich, für dein Glück ebenso wie für dein Unglück. Forme dein Leben, dass es deine Entfaltung fördert. Das ist ein so vielschichtiges Thema. Und es beginnt damit, sich einfach mal einen Abend frei zu nehmen. Sich klar zu machen, wohin die Reise gehen soll. Sich ehrlich mit sich selbst auseinanderzusetzen, mit den eigenen Stärken und Schwächen und den eigenen Abgründen. Die Verantwortung anzuerkennen und zu begreifen, dass es niemanden gibt, der sie einem abnimmt und niemanden gibt, der den Weg für einen gehen kann.

Ich bin es mir wert, dafür zu sorgen, dass Geben und Nehmen im Ausgleich ist.
Ich bin es mir wert, zu träumen und auszubrechen, um frei zu sein.